© D. Thalmann, Aarau, Switzerland, Foto: David Aebi

Cuno Amiet 1868–1961
Graugrüne Stimmungsstudie, 1902

Tempera auf Gewebe
50 × 64 cm
A I 272
Ankauf, 1946

Sonderbar dämmrig muten die Grün- und Grautöne an, die im Titel zum Bild angekündigt werden. Rührt der Lichtschein auf einigen Baumwipfeln vom Sonnenaufgang oder doch eher vom Mondlicht? Dargestellt ist ein Bauerngarten auf der Oschwand, wie ihn Cuno Amiet mehrfach malte, nachdem er 1889 dorthin gezogen war. Die in dünnen Malschichten aufgetragenen, gebrochenen Farben evozieren eine neblige, fast mystische Stimmung, und die ausfransenden Baumflächen wirken so pflanzlich wie wesenhaft. Für die Mehrdeutigkeit spricht auch die Bezeichnung Stimmungsstudie. Mit malerischer Geste und gedämpften Farben evoziert Amiet zwar eine eher angedeutete als ausformulierte, aber dennoch ausdrucksstarke Bildwirkung. Sie kündet von den angehenden expressionistischen Tendenzen in der Kunst, denen Amiet ebenfalls zugetan war.



Marc Munter