© ProLitteris, Zürich

Jean Tinguely 1925–1991
Baluba XII, 1963

Eisensockel und -stange, Springfedern, Drähte, Federn, Plastik, Gummiröhren, Elektromotor 220V
140 × 43 × 38 cm
A V 90
Ankauf, 1974

Ab 1960 begann Tinguely Maschinenskulpturen aus ausrangierten Alltagsmaterialien und Zivilisationsmüll zu fertigen und diese in Bewegung zu setzen. Eine wichtige Werkgruppe aus dieser Zeit sind die «Balubas». Es handelt sich um kleine bis mittelgrosse Skulpturen aus Alteisen, deren schnelle, vertikale Bewegung, kleine und filigrane angehängte Drähte und Objekte – hier farbig ummantelte Elektrokabel, bunte Kunststoffkugeln und -ringe, einen Federbüschel, sowie Drähte und Metallfedern – durchschüttelt, sodass sie herumbaumeln und springen. Die Benennung der ab 1961 entstandenen Werkgruppe war eine Reaktion Tinguelys aus Betroffenheit über die Ermordung von Patrice Lumumba, dem Revolutionsführer und ersten Ministerpräsidenten des Kongo, der der Ethnie der Baluba angehörte. Unabhängig von der positiven, von starker Sympathie geleiteten Absicht Tinguelys, weisen die Arbeiten der Gruppe jedoch mit ihren «wild tanzenden» Bewegungen und Materialien wie Federn und Fellstücken Elemente stereotyper Darstellungen indigener Praktiken auf.



Sandra Beate Reimann