Foto: SIK-ISEA, Zürich

Ferdinand Hodler 1853–1918
Wilhelm Tell, 1896-1897

Öl auf Leinwand
256 × 196 cm
A I 410
Vermächtnis Frau Margrit Kottmann-Müller in Erinnerung an ihren Ehemann Dr. Walther Kottmann, 1958

Das monumentale Bildformat und die plakative, auf Fernwirkung zielende Gestaltung gehen auf den Umstand zurück, dass es sich hierbei um den Entwurf für ein Mosaik an der Fassade des Landesmuseums in Zürich handelte. Es wurde im Gegensatz zu Hodlers Fresken für den Waffensaal des Museums nicht ausgeführt: Die wuchtige Figur des Freiheitshelden und Tyrannenmörders mit der emblematischen Armbrust wurde von vielen Zeitgenossen als schockierend empfunden, denn der getötete Landvogt Gessler wäre Teil der Komposition gewesen. Anlass zur Kritik bot zudem, dass die Figur des sakral überhöhten Nationalhelden im Hirtenhemd, der wie Moses vom Berg Sinai heruntersteigt, unverkennbar die Züge Hodlers trägt. Trotz des Misserfolgs beim Wettbewerb ist Hodlers Tell-Ikone zu einer äusserst populären und für verschiedenste politische und kommerzielle Zwecke einsetzbare Bildformel geworden.



Franz Müller