Die Kunst von Kathrin Sonntag (*1981) verlangsamt unsere Wahrnehmung und stellt diese selbst zur Schau. Mit Mitteln der Entschleunigung oder des visuellen Stolperns führt sie uns den Prozess des alltäglichen Sehens vor Augen.
So zeigte sie etwa vorgefundene Versprecher als Diaprojektionen oder montierte eine Tür mitten in den Raum – wo sie als Funktionsgegenstand nutzlos wurded. Allgemein hat die Künstlerin eine Faszination für die Beziehung zwischen Objekt und Subjekt: Die vielleicht radikalste Arbeit Glass Eye Witness (2020) besteht aus Glasaugen, die ihre eigenen Sehorgane nachbilden. Die in Berlin lebende Künstlerin mit Schweizer Wurzeln präsentierte im Kunstmuseum Solothurn eine umfassende Einzelausstellung mit Fotografien, Objekten und Installationen unter dem Titel ICHDUERSIEESWIRIHRSIE. Auf eine Überforderung des Lesers abzielend, verwehrte er eine schnelle Entzifferung – spiegelte aber ein dichtes Beziehungsgeflecht, das sich auch in der Kunst von Kathrin Sonntag zeigt. Für die Präsentation ging die Künstlerin stark auf die Räume und die Geschichte des Kunstmuseums Solothurn ein. So wurden beispielsweise Abzüge des hiesigen Fotografen Max Doerfliger (*1929) integriert, der 1979 das damalige Museum der Stadt Solothurn aufgenommen hat.
Kuratiert von Kathrin Sonntag und Robin Byland.