Der im Kanton Luzern lebende Künstler Otto Lehmann (*1943) war eng mit seiner Heimatstadt Solothurn verbunden, wo ihm bereits 2001 eine Einzelausstellung im Kunstmuseum gewidmet war. Nun motivieren ausdrucksstarke Zeichnungen eine zweite Präsentation. Die 2015 einsetzenden Serien Noli me tangere, die der Ausstellung ihren Namen gaben, wurden in den Kontext früherer Werke gestellt. Zu diesen gehörten auch Blätter der 1980er-Jahre, als Otto Lehmann zu einem bekannten Vertreter der Neuen Wilden wurde. Bis heute fasziniert seine Kunst durch ihre grosse, an die Art Brut erinnernde Intensität.
Kuratiert von Christoph Vögele.
‹Rühr-mich-nicht-an› besagt der lateinische Titel, der auch als Bibelstelle oder Pflanzenart bekannt ist. Nach der Betroffenheit durch die Diagnose einer Krankheit wurden die unablässige Arbeit an den Serien und ihr sprechender Titel für den Künstler zur Beschwörung. Die Materialität und Leuchtkraft der Blätter lässt die Kräfte ermessen, die bei der direkten Konfrontation mit dem Krankheitsbild frei werden. Die organischen Formen der Zeichnungen sind inspiriert vom Blick durchs Mikroskop, der das Wachsen oder Bannen der Krankheit feststellt.