Ein Zufall führte René Zäch 1969 nach Finnland. Ein Freund plante, in den Norden zu fahren, und René Zäch ging einfach mit. Als frisch ausgebildeter Ingenieur fand er dort eine Anstellung als Vermesser. In all seinen Biografien führte René Zäch diese Episode an: «Vermesser in Finnland».
Nach Finnland zog es ihn, weil es vor allem ein Weggehen, einen radikalen Schnitt mit der Vergangenheit bedeutete. Es war ein biografischer Wendepunkt, denn weit weg von zuhause fand er heraus, dass er nicht Ingenieur, sondern Künstler sein wollte. Zurück in der Schweiz besuchte er die Kunstgewerbeschule Basel und feierte als Künstler erste Erfolge. Ein Stipendium der Rijksakademie brachte René Zäch schliesslich nach Amsterdam. Eine Welt ging auf, der Künstler befand sich mitten im Diskurs der Avantgardebewegungen der 1970er-Jahre: Landart, Minimal- und Konzeptkunst prägten seinen Aufenthalt. Im Atelier experimentierte er mit grosser Neugier in unterschiedlichen Medien. Mit Interventionen und Installationen in der Stadt und Landschaft testete er die Möglichkeiten im Feld des Dreidimensionalen und erweiterte seinen künstlerischen Horizont. Es entstand die konzeptuelle Basis seines Werkes, das den Bezug zur konkreten Welt, zur Figuration jedoch nie ganz verlassen sollte.
Die Ausstellung setzt im Hauptsaal einen Schwerpunkt auf die 1970er-Jahre, in denen René Zäch die Grundlagen seines Werkes schuf. Landschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. So setzt die Schau einen überraschenden Akzent zur grossen Retrospektive von 2010 im Kunstmuseum Solothurn, in welcher dieser Aspekt ausgeklammert schien. Nach dem Tod des Künstlers im vergangenen Jahr fallen nun rückblickend die grossen Linien auf, die sein ganzes künstlerisches Werk bestimmten. Bereits in den Anfängen werden die Motive und Gestaltungsmittel wie Linearität und Mass, Parzellieren und Fragmentieren, das Überbrücken von Distanz oder das Ermessen von Fläche erstmals ins Spiel gebracht.
Der als Kabinett eingerichtete zweite Raum wiederum beinhaltet eine chronologische Entwicklung von den frühen 1970er-Jahren mit ikonischen Werkbeispielen sowie einigen der letzten, noch nie gezeigten Arbeiten des Künstlers aus dem Atelier. Analogien sind in dieser komprimierten Zusammenstellung über Eck und Jahrzehnte hinweg zu entdecken. Die kontinuierliche Begeisterung für Linie, Fläche, Raum und Bewegung wird ebenso deutlich wie die Faszination für Text und Narration.
Für die Ausstellung konnte das Kunstmuseum Solothurn auf Leihgaben aus dem Nachlass und aus Privatbesitz sowie auf eigene Bestände zurückgreifen.
Das Kunstmuseum Solothurn würdigt mit der kompakten Präsentation einen der bedeutendsten Künstler seiner Generation, der hier mehrmals ausgestellt hat und sowohl mit dem Museum als auch mit dem Kunstverein eng verbunden war. René Zäch war eine inspirierende Künstlerpersönlichkeit und sein Schaffen wird auch über Generationen hinweg eine Referenz bleiben.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Katrin Steffen und Christoph Lichtin, der mit Berta Feer Zäch den Nachlass des Künstlers betreut.