Die Sammlungsausstellung Quadrat, Zirkel, Spirale geht den künstlerischen Anfängen von Dieter Roth (1930–1998) in Solothurn und Bern nach.
Als junger Grafikerlehrling in Bellach und Gerlafingen zuhause, verbringt Roth seine täglichen Pendelfahrten nach Bern mit zunehmend abstrakten Zeichnereien. Dabei orientiert er sich an Vorbildern wie Hans Arp, dessen Formensprache im Solothurner Wandbild nachhallt, das Roth 1952 in einem lokalen Malergeschäft anfertigt.
An der Gewerbeschule in Bern trifft Dieter Roth auf angehende Künstler seiner Generation: darunter Franz Eggenschwiler, Bernhard Luginbühl, Paul Talman und Marcel Wyss. Mit Wyss und dem Dichter Eugen Gomringer gründet Roth 1953 die «spirale» – eine «internationale zeitschrift für junge kunst», die sich an der konstruktiv-konkreten Kunst orientiert. Letztere findet in Max Bill und Richard Paul Lohse prominente Vertreter, deren streng geometrische Kompositionen auch Roths Werke zu Beginn der 1950er-Jahre beeinflussen.
Mitte der 1950er-Jahre verlässt Roth die Schweiz. Auf Reisen und in seinem zweiten Zuhause in Reyjkavik, Island, entstehen Siebdruck-Serien, Zirkelzeichnungen, Puzzles, Roll- und Drehraster-Bilder, in denen Roth die kalkulierten Formen konstruktiv-konkreter Kunst in Bewegung versetzt. Die Arbeiten zeigen Roth als Vorläufer der Op-Art (optischer Kunst) und kinetischen Kunst, welche er wiederum bald zugunsten von Assemblagen aus vergänglichen Materialien wie Schokolade, Fleisch und Käse hinter sich lassen sollte.
Die frühen konstruktivistischen Experimente von Dieter Roth in «Quadrat, Zirkel, Spirale» überraschen und legen zugleich den Grund für sein späteres Oeuvre: Sie zeigen einen Künstler, der sich im Dialog mit Kolleg*innen stetig neu erfindet; der Prinzipien der Vervielfältigung und Transformation, des Spiels mit der Wahrnehmung und der Verwischung von Grenzen zwischen Kunst und Leben verfolgt; dessen Schaffen sich konsequent der Linearität entzieht, um vielmehr der Dynamik der Spirale zu folgen.