In der titelgebenden Fotografie Hémisphère (1993) führt Silvie Defraoui vor, wie unsere Wahrnehmung Realitäten erzeugt und darauf trainiert ist, eine waagrechte Linie als Horizont, ein Panoramaformat als Landschaft und einen hellen Fleck als (Erd-)Kugel zu entziffern.

Ingeborg Lüscher schafft derweil Vexierbilder, in denen sich Figuratives aus imaginären Landschaften herauszulösen beginnt. Gleichzeitig zeugen Lüschers Malereien aus den 1980er-Jahren von der Lust am Material, das in einer körperlichen Aktion unmittelbar auf den Bildgrund übertragen wird.

Der eigene weibliche Körper und sein Zyklus sind in den Arbeiten von Miriam Cahn (*1949) Akteur und Medium zugleich: In den Serien L.I.S., Lesen im Staub greift die Künstlerin mit den Händen direkt in Kohlestaub, aus dem sie, auf dem Boden liegend, Figuren und amorphe Wesen herauswischt.

Sattes Schwarz, das wie eine Haut auf dem Papier liegt, bringt Ruth Berger (*1944) indessen mit dicht aufgetragener Ölkreide auf grosse Formate. In Bergers freien, vagen Topografien spiegelt sich die Magie der Natur in ihrer Rätselhaftigkeit. Das perlmuttschimmernde Wandrelief von Andrea Wolfensberger (*1961), L’écume des jours (2016), entlehnt seinen Titel dem gleichnamigen Roman von Boris Vian (1947) – Der Schaum der Tage: flüchtige Ereignisse, Gedanken, Bilder, die aufsteigen, Bläschen bilden, die Welt spiegeln, nur, um allzu schnell wieder zu zerplatzen.