Unter dem gemeinsamen Thema der künstlerischen Aneignung zeigt das Kunstmuseum Solothurn zwei Künstlerinnen, die hauptsächlich mit dem Medium Video arbeiten. Die in Zürich lebende Judith Albert (*1969), die dem Solothurner Publikum vor allemdurch die eindrucksvolle Arbeit L’ultima cena (2012) im Chorraumder St.-Ursen Kirche bekannt ist, trifft auf die Genferin Anne Sauser-Hall (*1953).
Kuratiert von Christoph Vögele.
Auffallend sind bei beiden Künstlerinnen Zitate aus der Kunstgeschichte. Während Judith Albert oft auf Félix Vallotton (1865 – 1925) rekurriert und auch Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Solothurn zitiert, hat sich Anne Sauser-Hall vermehrt auf den französischen Frühimpressionisten Edouard Manet (1832 – 1883) bezogen. Neben Zitaten aus der Kunstgeschichte finden sich bei beiden auch Bezüge zu Politik und Religion, zu Tanz und Populärkultur. Tritt Judith Albert in ihren Videos oft selbst auf, arbeitet Anne Sauser-Hall für ihre choreografischen Inszenierungen mit Schauspieler*innen. Die berühmten Bilder und Figuren werden jedoch nie nur kopiert, sondern vielmehrdurch die künstlerische Umsetzung neu erschaffen und gesehen. Die zwei Vertreterinnen der Appropriation werden zwar bewusst aufeinander bezogen, die beiden Parterreflügel des Museums bilden jedoch zwei separate, räumlich abgegrenzte Seiten derselben thematischen Medaille.