Das Kunstmuseum Solothurn und die Solothurner Filmtage setzen in ihrer ersten umfassenden Zusammenarbeit den Jura in Szene, jenes Gebiet, das Solothurn beheimatet und gleichzeitig eine Brücke über Landes- und Sprachgrenzen hinweg schlägt.
In einer multidisziplinären Ausstellung, die im 18. Jahrhundert startet und bis in die Gegenwart führt, lenkt das Kunstmuseum Solothurn den Blick auf die Jura-Landschaft als Schauplatz und Motiv. Sie nimmt das Publikum mit auf eine Reise quer durch das visuelle Erbe einer Region und fragt nach deren künstlerischer Biografie, die mal in leiseren, mal in drastischeren Tönen von unterschiedlichen Auffassungen und Realitäten zeugt. Die Schau vereint Malerei und Fotografie im Dialog und spannt den Bogen weiter von Filmdokumenten bis hin zu Werken von Anne Rochat oder Augustin Rebetez, die eigens für das Projekt entstanden sind.
Der Jura, eine Sehnsuchtslandschaft?
Seit sich der Alltag der Menschen zunehmend vom Naturraum distanziert, wird die Landschaft zum Bildmotiv für sich, dem Künstler*innen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit entgegenbringen. Pittoreske Ansichten und touristisch motivierte Artefakte, die im Jura-Gebiet bereits in der Vorromantik aufkommen, begegnen ehrfürchtiger Naturanschauung und realistischen Sondierungen à la Gustave Courbet. Das Landschaftliche ist hier ein Konstrukt, eine Projektionsfläche, das von grossen Emotionen und immer auch vom Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Umwelt spricht.
Idylle versus Realität
Recherchen in Museen, privaten und öffentlichen Archiven haben vor allem eines zutage gebracht: Fotografien, die den Wechsel von Positionen und Perspektiven eindringlich vor Augen führen. Schon früh tauchen in den Werken von Wander- und Dorffotograf*innen fast omnipräsent Spuren von Industrialisierung und Modernisierung auf, die einer idealisierten Landschaftsvorstellung entgegentreten. Unmittelbare Blicke von engagierten Amateur*innen, Industriewerkfotograf*innen, Fotoateliers und regional verwurzelten Reporter*innen zeigen ungefiltert Lebens- wie Arbeitsverhältnisse und landschaftlichen Wandel. Die Bedeutung des Juras als Grenz- und Durchgangsregion wird schliesslich in den Zeugnissen der Kriegsjahre manifest. Die Ausstellung ist eine Einladung, den Jura durch die Linse von Kunst, Fotografie und Film neu zu betrachten.
Teilnehmende Künstler*innen sind Caroline Bachmann, Marie José Burki, Elizabeth Campbell, Edouard Castres, Eugène Cattin, Jeanne Chevalier, Le Corbusier, Gustave Courbet, Ferdinand Hodler, Monique Jacot, Charles L’Eplattenier, Lermite, Meret Oppenheim, Auguste Pointelin, Edouard Quiquerez, Augustin Rebetez, Anne und Jean Rochat, Caspar Wolf und viele mehr.
Besonderer Dank an den Swisslos-Fonds des Kantons Solothurn, die UBS Kulturstiftung, Däster-Schild Stiftung, Baloise, Emil und Rosa Richterich-Beck Stiftung, Videocompany, Zofingen, sowie an alle institutionellen und privaten Leihgeber*innen.
Kuratiert von Katrin Steffen; Marianne Burki, Kunsthistorikerin und Kuratorin; Markus Schürpf, Kunst- und Fotografiehistoriker, Fotobüro Bern und Daniel Schwartz, Fotograf