Der aus dem Italienischen stammende Begriff der Vedute (Veduta = Ansicht, Aussicht) meint eine Darstellung, deren Ziel die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe einer Landschaft oder eines Stadtbildes ist. Sind es heute Postkarten oder Fotografien von Landschaften oder Städten, die wir zur Ansicht verschicken, so erlebte die Vedute im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt in Italien, wo den Bildungstouristen auf ihrer Grand Tour Bilder oder Stiche der besuchten Orte angeboten wurden. Veduten von touristischen Reisezielen wurden damals auch in der Schweiz geschaffen. Dazu gehören u. a. die aquarellierten Veduten der Einsiedelei und der Verenaschlucht bei Solothurn sowie die Solothurner Stadtveduten des Kleinmeisters Laurent Louis Midart (1733? – 1800). Ausgehend von diesen meisterhaften Blättern setzt die Sammlungsausstellung klassische kunsthistorische Veduten in den Dialog mit zeitgenössischen Positionen. Während früher die Vedute das Bedürfnis erfüllte, das Stadtbild zur Verortung und Orientierung in den Innenraum zu holen, zeigen aktuelle Arbeiten oft die Grenzen einer vedutenhaften Schilderung. Heute ist es oft Ansichtssache, welche Aussicht einen bestimmten Ort defi niert. Und zuweilen werden wie in Topologie der Erinnerung (1986 – 87) von Felix Stephan Huber (* 1957) sogar verschiedene Schauplätze miteinander verbunden.
Kuratiert von Christoph Vögele.