Die Ausstellung von Francisco Sierra (*1977, Santiago de Chile) ermöglicht erstmals einen Überblick seiner Arbeiten auf Papier. Dabei fällt die stilistische Bandbreite auf, die sowohl fotorealistische, der Tradition des Trompe-l’oeil verbundene Werke wie auch surreale oder comicartige Einfälle umfasst. Die drei Säle der Ausstellung sind den drei verwendeten Techniken gewidmet: Kugelschreiber- und Farbstiftzeichnung sowie Gouache. Im Gang hat der Künstler die für ihn typische Dialektik gesucht, indem er lapidare Motive von stupender technischer Wiedergabe mit scheinbar ungelenken, doch inhaltlich brisanten «Kritzeleien» kombiniert. Das Schöne wird im spannungsvollen «High and Low» neben das Wahre gerückt, ohne dass die Ambivalenz des Gezeigten je aufgelöst würde. Bemerkenswert ist die Serie Fleisch (2004/05), eine Art Enzyklopädie verschiedener Fleischsorten, die der Künstler täuschend echt von Werbeplakaten abzeichnet. Dass er für das blutige Motiv ausgerechnet den trockenen, zumeist für Kinderhände gedachten Farbstift verwendet, erhöht die Wirkung dieser «wissenschaftlichen» Zeichnungen zwischen Ekel und Schönheit. Parallel zeigt das Kunstmuseum St. Gallen bis 2. März 2014 eine Ausstellung mit Gemälden und Skulpturen des Künstlers.
Kuratiert von Christoph Vögele.