21.5.–3.9.23
1. Stock, Nordwestsäle
Fokus Sammlung
André Thomkins

Als «metaphysischen Träumer, Hermetiker, Alchemisten, mit einem Wort Zauberer» beschrieb der Künstler Daniel Spoerri seinen Kollegen und Freund André Thomkins (1930–1985). Das Kunstmuseum zeigt Zeichnungen und Skulpturen von Thomkins, die im Kleinen an grosse Vorstellungskraft appellieren – wo Wort zu Bild, Erträumtes real und Sinnloses sinnig wird.

Als Jugendlicher besuchte Thomkins den Unterricht an der Kunstgewerbeschule beim Schweizer Surrealisten Max von Moos in Luzern und absolvierte ein Volontariat als Grafiker in den Niederlanden. Als Zwanzigjähriger reiste er nach Paris, wo er Kurse an der progressiven Académie de la Grande Chaumière aufnahm und seine zukünftige Frau kennenlernte, die Künstlerin Eva Schnell. Deren Tätigkeit als Kunsterzieherin finanzierte in den 1950er- und 1960er-Jahren die fünfköpfige Familie Thomkins, die sich in Essen niedergelassen hatte.

André Thomkins entwickelte derweil faszinierende Techniken, mit denen er später Erfolge verbuchte. 1955 erfand er die Lackskins: Dabei tropfte der Künstler Lack auf eine Wasseroberfläche und liess Bilder entstehen, die von physikalischen Prozessen und dem Zufall geleitet sind. In den 1960er-Jahren fertigte er kleinformatige Turmbauten aus Lehm, die er anschliessend in Bronze goss. Fortwährend entstanden Palindrome, Anagramme und Rapporte, die von Thomkins’ technischer Präzision, Sprachgewandtheit und weitverzweigten Interessen an Kunst- und Zeitgeschichte zeugen.

Komplexe Feder-, Farb- und Bleistiftzeichnungen erinnern an Traditionen des Miniaturismus und Manierismus sowie an die detailreichen Malereien von Hieronymus Bosch – gemeinsam ist ihnen das Überführen von Natur- und Alltagsszenen ins Fantastische. Satirische Überarbeitungen von Zeitungsartikeln knüpfen an dadaistisches Erbe an, während utopische Stadt- und Raumfantasien Thomkins’ Verbundenheit zum Situationismus und seinen surrealistischen Wurzeln spiegeln.

Die Sammlung im Kunstmuseum Solothurn lebt auch von Thomkins’ regem Austausch mit Künstlerkolleg*innen in der Region. Nebst Daniel Spoerri zählten Dieter Roth, Karl Gerstner und Franz Eggenschwiler dazu. Mit Serge Stauffer, der die F+F Schule in Zürich mitbegründete, war Thomkins seit Jugendjahren eng befreundet. Der Künstler vermachte Stauffer mehrere Werke, die diese Sammlungsschau ergänzen. «Wo möchtest du am liebsten sein? Leben?», fragte Serge Stauffer André Thomkins einst; «Überall, aber schwebend».

Mit besonderem Dank an die Sammlung Serge Stauffer und Familie Stauffer

Ausstellungsansicht André Thomkins, Kunstmuseum Solothurn, Foto: David Aebi

Ausstellungsansicht André Thomkins, Kunstmuseum Solothurn, Foto: David Aebi

Ausstellungsansicht André Thomkins, Kunstmuseum Solothurn, Foto: David Aebi

Ausstellungsansicht André Thomkins, Kunstmuseum Solothurn, Foto: David Aebi

Ausstellungsansicht André Thomkins, Kunstmuseum Solothurn, Foto: David Aebi

Ausstellungsansicht André Thomkins, Kunstmuseum Solothurn, Foto: David Aebi

Ausstellungsansicht André Thomkins, Kunstmuseum Solothurn, Foto: David Aebi

Sie können sich an Thomkins nicht sattsehen? Vom 10. September 2023 bis 28. Januar 2024 findet im Kunsthaus Grenchen die fokussierte Einzelausstellung André Thomkins (1930–1985): Panta rhei. Druckgraphiken statt. Dort werden im Neubau Werke aus dem Nachlass, institutionelle Leihgaben sowie eigene Bestände präsentiert.

Weitere Informationen

27.5.23
16:00 Uhr
Öffentliche Führung André Thomkins
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11.7.23
12:15 – 12:45 Uhr
Kunst-Lunch
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20.8.23
11:00 Uhr
Öffentliche Führung André Thomkins
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