© D. Thalmann, Aarau, Switzerland, Foto: SIK-ISEA, Zürich

Cuno Amiet 1868–1961
Otti mit Brot, 1894

Öl auf Gewebe
47.5 × 71 cm
C 80.92
Dübi-Müller-Stiftung
Ausgestellt

Bei Otti, der in der Amiet-Literatur auch als Bettelknabe bezeichnet wurde, handelt es sich wohl um ein Verdingkind aus der Gegend von Hellsau, wo Amiet von 1894 bis 1898 lebte und arbeitete. Bis 1896 entstanden mehrere Bilder nach diesem Modell. Das auffallendste stilistische Merkmal ist der Farbauftrag in parallelen, farblich kontrastierenden Streifen, vor allem in der Figur und den Bäumen. Amiet hatte sich die Methode im bretonischen Städtchen Pont-Aven angeeignet, wo er von 1892 bis 1893 die avantgardistischen Gestaltungsprinzipien in der Nachfolge Paul Gauguins (1848–1903) kennen gelernt hatte. Zu diesen gehört auch die strenge Profilansicht des Knaben, die den flächigen Charakter des Gemäldes unterstreicht. Dieser Bildnistypus verweist zudem auf Amiets damals einsetzendes Interesse für altdeutsche Malerei und somit auf das breite Spektrum seiner künstlerischen Referenzen.



Franz Müller