© ProLitteris, Zürich

Meret Oppenheim 1913–1985
Urzeit-Venus, 1933/1962

Bemalte Terracotta, glasiertes Stroh
56 × 26.2 × 18.2 cm
A V 89
Ankauf mit einer Spende der Jubiläumsstiftung der Schweizerischen Bankgesellschaft, 1974

Ein sich wölbender Bauch mit Wölbungen, die als Brüste oder Beine gelesen werden können, aus dem Kopf ragen Strohhalme – das plastische Werk von Meret Oppenheim ist träumerisch und kurios. Ursprünglich war die Plastik mit Frau oder Mädchen betitelt. Das Material – Terrakotta, Ton und Stroh – verstärkt die Assoziation naturhafter Sinnlichkeit und einer Gleichsetzung von Frau und Erde. In Urzeit-Venus wird Meret Oppenheims kritische Auseinandersetzung mit bürgerlichen Geschlechtervorstellungen und Fruchtbarkeitsfetischen deutlich. Mit der Oszillation zwischen erotischen Konnotationen und ihrer Auflehnung gegen bürgerliche Normen eröffnet die Plastik als surrealistisches Objekt einen Zugang zum Unbewussten und Unkontrollierbaren. Dies folgt dem programmatischen Ziel des Surrealismus, innerhalb des Kunstschaffens die Vernunft und das Rationale zu eliminieren.



Anna Kipke