© D. Thalmann, Aarau, Switzerland

Cuno Amiet 1868–1961
Selbstbildnis mit Apfel, 1901-1902

Öl auf Gewebe
64 × 54 cm
C 2002.28
Leihgabe aus Privatbesitz, 2002

Von Cuno Amiet sind von 1883 bis 1961 gegen 200 gemalte Selbstbildnisse bekannt. Bei den meisten geht es eher um die Erprobung stilistischer Mittel als um psychologische Selbstbefragung. Im Selbstbildnis mit Apfel verlieh er aber seinem starken Selbstbewusstsein überzeugenden Ausdruck. Es äussert sich in der ikonischen Frontalität, die in der damaligen symbolistischen Porträtkunst beliebt war. Das durch das Laubdach wie durch ein Kuppelgewölbe einfallende Licht verstärkt die sakrale Aura. Der Apfel, der in Amiets Motivwelt eine herausragenden Rolle spielt, kann als Anspielung auf die gefestigte künstlerische Selbsterkenntnis gedeutet werden. Tatsächlich gelang es ihm, die unterschiedlichsten Anregungen von altdeutscher Malerei, von Hans Thoma (1839–1924) und Ferdinand Hodler (1853–1918) mit Stilmitteln von Paul Gauguin (1848–1903) zu einer eigenständigen Sprache zu verbinden.



Franz Müller